Die Zukunft des Lernens – Worauf es bei einem Studium heute ankommt

Zukunft des Lernens

Die digitale Wissensrevolution und deren Bedeutung für uns alle.

Wissen schläft nicht.

2018 wurden im Internet weltweit etwa 13 Millionen Textnachrichten verschickt, 4,3 Millionen Videos auf YouTube angesehen und 750.000 Songs per Spotify gehört – das alles geschah im Durchschnitt pro Minute.

Eine Minute im Internet

Diese Zahlen zeigen, in welchem Ausmaß Daten permanent erschaffen, konsumiert und verteilt werden. Das gilt nicht nur für den Konsumbereich, sondern lässt sich auch auf das global verfügbare Wissen übertragen.

Es bleibt nicht dabei, dass wir immer mehr Wissen ansammeln. Es wird auch immer schneller veraltet. Untersuchungen zufolge, kann in einigen Bereichen das Fachwissen, welches in einem typischen Bachelorstudium vermittelt wird, bereits nach 5 Jahren überholt sein.

Schüler und Studierende werden häufig darauf getrimmt, sich auf das Lernen vorgegebener Inhalte zu stürzen, noch bevor sie das Lernen selbst als Fähigkeit beherrschen. Wie jede andere Fähigkeit, müssen wir auch das Lernen trainieren, um besser zu werden.

Dabei ist die Einstellung zum Lernen wichtiger als das Gelernte selbst.

Was folgt daraus für die Bildung?

Eine akademische Ausbildung, die auf der reinen Vermittlung von Faktenwissen basiert, ist überholt und bereichert auf lange Sicht weder den Studierenden noch den Dozenten.

Vielmehr sollte im Vordergrund stehen, wie wir mit neuen Informationen umgehen, diese bewerten und in Bezug setzen. Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, Dinge kritisch zu hinterfragen (z.B. „Fake News“) und größere Zusammenhänge zu erkennen, das sind die mentalen Werkzeuge der Zukunft.

Und diese müssen erlernt werden.

Neue Ziele und Lernmodelle sind erforderlich

Führende Bildungsexperten plädieren bereits für ein neues Schulmodell, welches sich anstelle des klassischen Schulunterrichts an den für den Berufserfolg wichtigsten persönlichen Kompetenzen orientieren soll, den sogenannten vier C’s: Critical Thinking, Creativity, Collaboration, Communication.

Die 4 C's

Diese Kompetenzen sind im Studium, in nahezu allen Berufen sowie im Privatleben von hoher Bedeutung und bereiten erfahrungsgemäß besser auf eine Karriere vor als nur das Erlernen von Fachwissen. Als besonders effektiv für solche Ansätze hat sich dabei das Lernen in kleinen Gruppen herausgestellt.

Doch leider sind die meisten Schulen und Universitäten noch zu weit von diesem Modell entfernt. Eine Herausforderung ist hierbei, dass ein Großteil der Lehrkräfte seit Jahrzehnten selbst nur den klassischen Frontalunterricht kennt und praktiziert.

Auch der Einsatz moderner Medien und Technologien löst dieses Grundproblem nicht von alleine.

Lernen. Aber was und wie?

Interdisziplinäres Lernen

Natürlich kann Fachwissen durch die Entwicklung übergreifender Kompetenzen nicht ersetzt werden. Aber auch hier ist ein Wandel erkennbar. Die Anforderungen moderner akademischer Berufe erfordern es zunehmend, dass Kenntnisse nicht nur aus einer Fachdomäne benötigt werden, sondern miteinander verknüpft werden (z.B. BWL und Informatik). Interdisziplinär ausgebildete Fach- und Führungskräfte sind deshalb besonders gefragt, da sie für Unternehmen einen entscheidenden Mehrwert bieten.

Traditionell sind Hochschulen jedoch nach Studien- und Fachbereichen aufgeteilt (z.B. Wirtschaftswissenschaften, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften). Diese Aufteilung spiegelt sich zwangsläufig auch in den Köpfen der Studierenden, Lehrkräfte und Mitarbeiter wieder. Die Konsequenz ist, dass mentale Hürden (Biases) entstehen, und Studierende weniger in der Lage sind, sich fachübergreifend Wissen anzueignen und mit anderen auszutauschen.

Schubladendenken blockiert Kreativität.

Ein Lösungsansatz dafür stellt der Aufbau flexiblerer Organisationsstrukturen an Hochschulen dar, die eine Zusammenführung von Lehrkräften, Lehrveranstaltungen und Projekten beinhaltet.

Adaptives Lernen – mehr Effektivität und Freude am Lernen

Zum klassischen Lernmodell gehört leider immer noch das Lehren nach dem Gießkannen-Prinzip. Alle Studierenden erhalten denselben Lernstoff in derselben Form und derselben Geschwindigkeit präsentiert, die durch die Dozenten und den Studienplan vorgegeben sind.

Im Extremfall wird dadurch das Lernen für einen Teil der Gruppe erschwert, während die anderen sich langweilen.

Dem kann durch adaptives Lernen entgegengewirkt werden.

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) liefern hier vielversprechende Ansätze, um auf Basis von gesammelten Daten, Lernprofile der Studierenden zu erstellen. Diese ermöglichen es grundsätzlich, auf unterschiedliche Lerntypen und Wissensstände individuell einzugehen und zum Beispiel gezielte Lern- und Entwicklungspläne zu erstellen. Mit entsprechenden Systemen und Algorithmen im Einsatz, können Lehrkräfte außerdem Feedback in Echtzeit über ihren Unterricht erhalten und ihn idealerweise direkt anpassen.

KI-gestütztes, adaptives Lernen steckt allerdings noch in den Anfängen und die wenigsten Einrichtungen verfügen über die dafür notwendige technische und personelle Ausstattung.

Ist man sich aber der Bedeutung von individueller Lernentwicklung bewusst und setzt Lernkonzepte ein, die auf das Individuum statt auf die Masse ausgerichtet sind, so kann auch heute schon eine deutliche Verbesserung der Lernprozesse und eine höhere Zufriedenheit der Studierenden erreicht werden.

Fazit

Übergreifende Kompetenzen werden zunehmend wichtiger und müssen ergänzend zum Fachwissen im Studium mit passenden Lehrmodellen vermittelt werden. Die Verknüpfung interdisziplinärer Wissensdomänen qualifiziert zusätzlich für die Karriere. Individuelle Lernkonzepte schließlich fördern Motivation und Studienerfolg des Einzelnen.

Das Wichtigste aber ist, wie wir mental mit immer neuen Herausforderungen umgehen, uns neues Wissen bei Bedarf leicht und mit Freude aneignen können und bereit sind, uns selbst immer wieder weiterzuentwickeln.

We cannot build the future for our youth—but we can build our youth for the future.

Franklin D. Roosevelt